Schmerzen am Knie

kinematik der Kniebänder

Die Kinematik des Kniegelenkes ist in vielen jahrzehntelangen Arbeiten mittlerweile systematisch erforscht worden. Für uns entscheidend, während der letzten Dekaden, sind die Arbeiten von Werner Müller und Alfred Menschik, wobei Werner Müller hauptsächlich den chirurgischen Part durchgeführt hat und Alfred Menschik, ein Unfallchirurg mit hohem technischen und mechanischen Bildungsniveau, den theoretischen Teil und die wissenschaftliche Aufarbeitung der komplexen Bewegung im Bereich des Kniegelenkes durchgeführt hat.

Das Kniegelenk ist im Vergleich zum Ellbogengelenk, welches ein reines Scharniergelenk ist, ein multidirektionales Gelenk. Die für die Steuerung der komplexen Bewegung und für die Stabilität notwendigen Verstärkungen der Kapsel sind von eminenter Bedeutung.

Dazu gehören:

  • vorderes und hinteres Kreuzband (dieses wird im Fachjargon als Zentralpfeiler bezeichnet)
  • innerer und äußerer Kapselbandkomplex

Diese genannten Bandstrukturen werden auch als Passivstabilisatoren bezeichnet. Für die aktive Stabilisierung des Gelenkes sind die kniegelenksnahen Sehnen als Überträger der Muskelkraft, sowohl an der Streckseite als auch an der Beugeseite, zuständig. Die aktive Stabilisierung wird durch das exakte Zusammenspiel der einzelnen Muskelgruppen, also zwischen Synergisten (Mitspieler) und Antagonisten (Gegenspieler) bewerkstelligt. Die exakte Koordination dieser Muskelsteuerung ist die Domäne des konservativen Ansatzes bzw. der Physiotherapie zur reinen aktiven Stabilisierung des Gelenkes bei ligamentären Stabilitätsdefiziten.

vorderes und hinteres Kreuzband

Der Verlauf des vorderen Kreuzbandes wird anatomisch von vorne unten innen nach hinten oben außen beschrieben. Das heißt, es verläuft schräg durch das Knie und verläuft in der Fossa interconti luidea, das heißt ein torartig geöffneter Tunnel zwischen dem großen und dem kleinen Rollhöcker des körperfernen Oberschenkelendes.

Das hintere Kreuzband verläuft von hinten unten außen an der hinteren Schienbeinkante nach vorne oben innen am Oberschenkel, um damit sowohl eine Stabilisierung des Gelenkes nach vorne als auch nach hinten zu gewährleisten und um ebenso einen großen Teil der Rotationsstabilität zu liefern.

Die weitere Stabilisierung des Gelenkes wird durch den, speziell in der maximalen Außen- und Innenrotation, inneren und äußeren Meniskus sowie das innere und äußere Seitenband mit seinem sogenannten posteromedialen und posterolateralen Ligamentkomplex gewährleistet. Damit ist die Gelenksführung eine innige und die Roll-Gleit-Bewegung des Schienbeines gegenüber dem Oberschenkel kann so automatisch erfolgen.

Das hintere Kreuzband stabilisiert das Schienbein gegenüber dem Oberschenkel nach hinten, das vordere Kreuzband stabilisiert das Schienbein gegenüber dem Oberschenkel naturgemäß nach vorne, aber ist auch eine sehr wichtige Struktur zur Rotationsstabilisierung. Eine weitere Hauptaufgabe des vorderen Kreuzbandes ist den Vorschub der Tibia während der Roll-Gleit-Bewegung zu steuern. Das exakte Zusammenspiel zwischen vorderem und hinterem Kreuzband ist von eminenter Bedeutung. Durch diese Konstruktion ergibt sich rechnerisch die unterschiedliche Form der Condylen und auch der tibialen Gelenksflächen.

Mehr Informationen zum vorderen Kreuzband

Mehr Informationen zum hinteren Kreuzband

innerer und äußerer Kapselbandkomplex

Der mediale (innere) Kapselbandkomplex stabilisiert das Kniegelenk an der Innenseite, das heißt er bietet die Stabilität bei forcierter „X-Vermehrung" - einer Kraft, die bei festgestelltem Fuß von außen nach innen wirkt. Die zweite wichtige Funktion ist die Rotationsstabilisierung, das heißt das mediale Seitenband – speziell das hintere Schrägband – bilden gemeinsam mit dem inneren Meniskus eine Bremse, sowohl bei der maximalen Außenrotation als auch bei der maximalen Innenrotation.

Der äußere Kapselbandkomplex besteht aus dem äußeren Seitenband, dieses ist hart und zieht vom lateralen Oberschenkelcondyl bis zum Wadenbeinköpfchen. Es dient zur Kraftübertragung und Sicherung bei „O-Vermehrung", das heißt durch eine Kraft, die von innen auf das Knie beim fixiertem Fuß wirkt und ist ein kräftiger spulrunder derber Gewebstrang, der in der sogenannten „Figure of four position" gut tastbar ist. Zusätzlich, mit dem posterolateralen Bandkomplex und dem lateralen Meniskus inklusive der Kraft der Popliteussehne, ist es der wichtige passive und auch teilweise aktive Stabilisator der dorsolateralen Kaspelecke (engl. posterolateral corner).

Kombinationsverletzungen

Da es sich in der Traumatologie nur selten um eine unidirektionale Krafteinwirkung handelt, sind sämtliche Instabilitäten, sprich Kombinationen von Rupturen der einzelnen Kapselbandstrukturen, möglich. Grundsätzlich ist es selten, dass nur eine Struktur reißt, es kommt daher zum Beispiel bei Rissen des inneren Seitenbandkomplexes sehr häufig zu zumindest teilweisen Rissen des vorderen Kreuzbandes. Bei der Verletzung des äußeren Kapselbandapparates kommt es je nach Krafteinwirkung gerne zu Verletzungen sowohl des vorderen als auch des hinteren Kreuzbandes. Dies kann soweit führen, dass es auch zu Kombinationen zwischen vorderem Kreuzband, innerem Seitenband und hinterem Kreuzband kommen kann – gerade in der Skitraumatologie, da die häufigste Verletzungsform das Abuktions- und Außenrotationstrauma des Kniegelenkes ist. Ebenso ist bei einer dementsprechend lang dauernden Krafteinwirkung auch eine zusätzliche Ruptur der Patellasehne möglich, diese Kombination stellt eine große therapeutische Herausforderung dar.

Folgende Instabilitäten werden klassifiziert:

  • anteriore Instabilität
  • posteriore Instabilität
  • anteromediale Instabilität
  • anterolaterale Instabilität
  • posteromediale Instabilität
  • posterolaterale Instabilität

Aufgrund der häufigen Kombinationsmöglichkeiten erfordert die Behandlung einer komplexen Kniebandverletzung ein hohes Verständnis an Biomechanik, Biologie sowie eine routinierte Untersuchungstechnik, um das wahre Ausmaß der tatsächlichen bzw. drohenden Instabilität beurteilen zu können.

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